Vor dem Hintergrund teils gravierender Konflikte wird die gesellschaftliche Nachhaltigkeit von großen Bauvorhaben immer wichtiger: Projekte so zu planen und zu kommunizieren, dass Gräben in der Öffentlichkeit nicht vertieft, sondern überbrückt werden. Die Forderung nach einer umfassenderen Beteiligung der Bürger und einer verständlicheren Kommunikation hat in Deutschland ihren Widerhall in verschiedenen Initiativen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene sowie der VDI-Richtlinie 7001 gefunden. Dem Forschungsprojekt VisB+ liegt die Hypothese zu Grunde, dass Visualisierungen die Verständlichkeit und Glaubwürdigkeit von Planungen erheblich beeinflussen. Sie können daher eine zentrale Kommunikationstechnik in der Bürgerbeteiligung darstellen.
Aus der Kognitionspsychologie wissen wir, dass Menschen visuelle Darstellungen besser entschlüsseln und erinnern können. Das gilt insbesondere auch dann, wenn Menschen nicht intensiv in ein Thema involviert sind. Demzufolge haben Visualisierungen im Rahmen der Bürgerbeteiligung ein erhebliches Potenzial: Sie können das Interesse von Menschen wecken. Und sie können ein Bauvorhaben plastisch veranschaulichen und seine Auswirkungen auf die Umgebung verdeutlichen (beispielsweise hinsichtlich Sichtachsen, Verkehrsströmen oder Umweltauswirkungen). Dadurch bieten sie die Chance, spekulative Vorstellungen und auseinander klaffende Wahrnehmungen zu reduzieren –
und somit einen „common ground“ zu etablieren, der eine konstruktive Diskussion überhaupt erst ermöglicht.
Die Bandbreite möglicher Visualisierungen ist durch den technischen Fortschritt in den letzten Jahren erheblich größer geworden. Sie reicht inzwischen vom herkömmlichen Architektenplan bis hin zu interaktiven 3D-Echtzeitumgebungen. Wie genau diese Visualisierungen im Kontext der Bürgerbeteiligung auszusehen haben, welche Visualisierungstechniken Vorhabenträger, Politik und Verwaltung einsetzen können und wie diese wirken, ist bislang jedoch noch nicht untersucht.
Vor diesem Hintergrund verfolgen wir mit dem Projekt VisB+ folgende Ziele:
► Wir identifizieren, welche Anforderungen unterschiedliche Gruppen – Planer, Vorhabenträger, Verbände, zivilgesellschaftliche Akteure – an Visualisierungen stellen.
► Wir untersuchen, wie unterschiedliche Visualisierungstechniken im Kontext von Bauvorhaben auf Laien wirken – insbesondere hinsichtlich Verständlichkeit und Glaubwürdigkeit.
► Wir erarbeiten, in welchen Phasen der Ingenieurplanung welche Arten von Bauwerksvisualisierungen für den Einsatz in der Bürgerbeteiligung geeignet sind.
► Wir formulieren einen Visualisierungsleitfaden für Wirtschaft und Verwaltung. Er wird Hinweise enthalten, welche Visualisierungen sich in welchen Planungsphasen für einen Einsatz in der Bürgerbeteiligung eignen.